Porträt
Alban Gallix aus Frankreich, arbeitet als Mathematiklehrer, Marco Rutigliani aus Turin als Kundenberater.
Das Gespräch wurde auf deutsch geführt.
Alban: Metal stinkt, Metal ist für Assis, totale Assis… Ja also, dieses Phänomen, sich als Metal und Metallerin zu begreifen, ist in der Deutschen Gesellschaft nicht so außergewöhnlich. Für uns aus West- und Süd-Europa ist es das schon. Wir fühlen auch eine stärkere Identität mit Metal, weil wir zuhause in einer stärkeren Minderheit sind. Und Das Ding ist … wegen der katholischen Tradition, das sind ja schon sehr ausgrenzende Gesellschaften…
Katrin: Die sagen dann so: Puh, die Teufel?
Alban: Nein das geht einfach um das „unterschiedlich sein“. Das sind einfach sehr konformistische Gesellschaften Das kommt direkt vom Katholizismus und von der schwierigen Geschichte, die dazugehört. Wie du verschieden bist, ist denen egal. Es geht nicht unbedingt um die Hautfarbe oder Religion, aber wenn du etwas komplett Anderes, etwas Außergewöhnliches machst und dann das so komplett auslebst, frei darin zu sein, wie wir das tun, dann brichst du einen Code der Gesellschaft.
Katrin: Aber ihr habt euch dafür entschieden.
Alban: Ja, auf jeden Fall. Ja, wie nennt man das noch? Auf Englisch heisst es :“to make a stand“, dass man für sich eine Haltung einnimmt?
Marco: Man hat sich darin einfach zu Hause gefühlt und dann ist es so geworden. Ich weiss nicht, wie das in Frankreich funktioniert, aber bei uns in Italien ist Metal eine Musik für Jungs. Wenn du 30-35 bist, dann heisst es: kurze Haare, keinen Schritt weiter, heiraten, arbeiten fertig, das wars für alle Zeiten. Es ist so in Italien. Hier in Deutschland ist das schon ganz anders.
Alban: Frankreich und Italien. Das sind zwei der radikalsten Länder, radikal konformistisch. Also für mich in den Neunzigern, in einer Kleinstadt in Frankreich Metaller zu werden, das war wirklich…schwer, unmöglich. Also die Leute waren einfach so total aggressiv. Sofort: Also, wieso hörst du das? Weißt du nicht, dass das Satanisten sind?! Da kommt eine ganze Liste: Böse, böse, böse, böse Leute. Und also, ja irgendwie…das war so merkwürdig. Ich meine, ich war nur ein Teenager, der eine Leidenschaft für Musik hatte und wurde sofort ganz aggressiv beschimpft…
Marco: Wenn es dir gefällt dann nehmen die Leute das sofort so auf, als ob etwas mit dir nicht stimmt, weißt du. Als wär das ein Fehler.
Alban: Ich hab auch sehr früh mit Horrorfilmen angefangen, vielleicht mit zwölf oder mit 13 habe ich schon richtig gruselige Sachen geguckt. Ja, ich habe eben angefangen, mir die anzugucken. Aber das war nicht, weil ich eine besondere Lust auf Blut oder Gewalt hatte. Ich meine, die meisten Filme, mit denen wir groß geworden sind, die waren ja sowieso voll von extremer Gewalt in alle Richtungen. Man war ja randvoll davon. Wieso kann man nicht in einem Horror Film eine Säge anstatt eine Flinte nehmen? Deine Leute nehmen das so auf, als ob etwas mit dir nicht stimmt. Wollen dich zum Psychologen schicken oder so, dabei ist die ganze Welt voller Gewalt für ein Kind, einen Jugendlichen… Und endlich auch mal offen Thema. Das war es. Man fühlte sich gesehen, ernst genommen. Abgesehen, dass mir einfach diese Art Musik gefiel.
Marco: Die Wahrheit ist, es trifft natürlich schon deine Lust auf etwas Außergewöhnliches.
Katrin: OK, lag es also an dem Außergewöhnlich sein wollen? Ich meine, du machst ja als Jugendlicher gerne Sachen, die Erwachsene scheiße finden, oder?
Alban:…also in meinem Fall und ich denke auch im Fall von Marco gab es keine Recherche, was verboten oder böse gewesen wäre. Es war nicht unser Ziel, irgendwen zu nerven. Wir sind auf dies Musikgenre gestossen, haben das gehört und dann hat es uns gefallen. Was die anderen Leute davon halten, ist eher … aufregend.
Katrin: Was genau hat euch gefallen?
Marco: Meine erste Metal CD war 1992 Iron Maiden: „Fear of the Dark“. Mir hat einfach das Cover des Albums sehr gut gefallen. Aber dann, als ich das erste Lied gehört habe: „You could be dead“… das war Liebe auf das erste Hören. Ich habe einfach in Metal genau gefunden, was ich brauche. Jede Laune, jedes Gefühl findet im Metal seine Dimension. Ich habe versucht, meinen Geschmack zu erweitern aber es hat nicht geklappt. Und vor allem, ich kann nach Jahren mit leichterer Musik nichts mehr anfangen. Ich brauche schon… das Grollen.
Katrin: ein Gewöhnungseffekt oder?
Marco: Vielleicht, aber: entweder du magst das oder du magst es nicht!
Alban: Ja… das ist wirklich eine echte, und ganz und gar starke Geschmacksache! Ich bin Musiker…Also ich war sechs Jahre als ich zum ersten mal ein Instrument in der Hand hatte und zu spielen gelernt habe.
Ich habe verschiedene Instrumente gelernt. Zur Metal-Musik bin ich mit etwa 12 Jahren gekommen. Da habe ich angefangen, mich damit ernsthaft zu beschäftigen. Ja und immer noch ist 90-95 % von dem, was ich täglich höre, Metal-Musik. Ich „brauche“ das nicht, weil es eine Art Sucht ist, oder weil ich mich damit betäube, sondern das ist einfach ein totaler Volltreffer zu meinem Geschmack. Das ist so ein physikalischer Begriff, warte mal…Eine sehr starke Identität die du in deinen Knochen fühlst. Das ist eine Art Musik, die dich zu anderen, unbekannten Welten führt. Du triffst neue Leute…und zwar mit diesen Körpergefühl das dich untereinander verbindet. Manchmal, wenn zwei Typen in einer Bar sitzen und da kommt etwas von AC/DC oder von Iron Maiden, dann kapierst du quer durch den ganzen Raum, dass dieser Typ da auch so ist wie du. Nur weil er sich bewegt hat. Ja und das ist eine tolle Sache. Das ist im Körper. Die Musik ist in deinem Körper.
Katrin: Ja aber stimmt das? Ist dann das dann so, dass die Leute so wie du sind?
Alle: Ja… ja… nein… ja.
Marco: NaJa, jemand anders reagiert vielleicht garnicht, wenn in einer normalen Bar diese Musik gespielt wird. Viele Leute sind dann auch genervt. Und du fühlst irgendwie von innen, wer zum Beispiel neben dir sitzt.


Katrin: Was ist das Besondere? Ich meine sind das denn besondere Menschen?
Alban: Das kann ja jedermann treffen. Ich meine das kann jeden treffen. Es ist wie eine Ansteckung… Ja komplett, ja es gibt komplett geniale Leute ebenso wie geistig Behinderte, die Metal hören, es gibt Schwarze, Weiße alle Sorten von Farben, die Metal gerne hören. Sehr feminine bis sehr männliche Personen.
Marco: Viele geben dieser Musik gar keine Möglichkeit, keine Chance. Die denken Black Metal das sind nur schwarz angezogene Leute, die ins Mikrofon schreien und nur von Tod und Depression und Suizid singen. Viele Leute geben Metal gar keine Möglichkeit, sich zu zeigen. Du hast Metal die Chance gegeben. Viele denken: da gibt es nur Blut, Teufel und Tod Punkt.
Alban: Hihi..Was ja auch ein großer Teil der Wahrheit ist.
Marco: Aber zumindest kann man der Sache eine Chance geben. Du hast es gemacht und deshalb sitzen wir hier.
Katrin: Das ist Kunst. Ich habe auch alle meine Gefühle sehen können. Genau so, wie ihr das grad beschrieben habt! Ich habe das vorher nicht so empfunden.
Alban: Die meisten Leute wollen ja gar nicht von echten Probleme wissen. Und das ist auch das Gegenteil von super gewalttätigen Filmen. Ich glaube das ist auch das Äquivalent bei Metal. Metal ist scary, gruselig… das ist einfach nicht das, was die Leute von Musik allgemein erwarten. Sie wollen das alles schön, entspannt, rhythmisch unkompliziert ist. Ja und sie mögen auch keine unangenehmen Texte. Metal bietet so ganz das Gegenteil davon. Etwas, das rhythmisch kompliziert ist, was nicht wirklich schön klingt. Die Tempi wechseln. Es gibt viele Gitarren. Probleme in den Texten. Es ist physisch und auch immer etwas wie ein Experiment. Obwohl, es ja viele Regeln gibt um einen guten Metalsong zu bauen. Aber aus der Ferne sieht es aggressiv und unordentlich aus. Viel zu chaotisch, als das die Mehrheit eines Publikums es wirklich gut finden könnte. Viel klassische Musik wurde ja am Anfang als gruselig oder dekadent oder chaotisch oder so beschimpft. Vielleicht werden wir in 100 Jahren über Metal Musiker als die Urväter der modernen Musik sprechen.
Katrin: Das ist ja auch interessant dass es Metal heißt… Es gibt ja sowas wie Bronzezeit oder Eisenzeit. Es hat doch irgendwas mit Industriegesellschaften zu tun. Das ist jetzt keine ländliche Musik. Das hat doch etwas mit Fabriksound zu tun?
Alban: ja, zwei der allerwichtigsten Bands für die Schöpfung von diesem Stil sind tatsächlich aus Birmingham. Aus einer Gegend geprägt durch Metallfabriken. Da gab es viele Probleme, viel Armut, Arbeiterfamilien. Alles was zum Proletariat in den Siebzigern gehört hat. Daher kommen Black Sabbat und Judas Priest, die sind beide aus Birmingham, der grössten Industriestadt in England… also aus dieser Ecke. Das hat ja definitiv einen Einfluss. Also die Schöpfung von klassischem Metal-Sound.
Katrin: Heavy-Metal-Sound kommt wirklich aus der Metallverarbeitung!
Oke, das ist jetzt alles besser zu verstehen. Mich interessiert dabei aber auch zum Beispiel diese Frage mit der Grenze zur Gesellschaft…Du meintest doch vorhin, dass Metal so nonkonformistisch ist, aber was macht es eigentlich dazu? Wie definiert sich das?
Alban.: Ja wenn 90 % der Gesellschaft dir sagt: Das ist böse! Da darfst du nie hin! Das ist für abartige Leute, das ist für gestörte Leute! …Diese ganzen Beschimpfungen, die du dir als Jugendlicher anhören musst. Und die meinen das ernsthaft und du weißt, du liebst das ernsthaft. Und du machst es ja nicht, weil du dich nicht gut in der Schule fühlst oder um deine Eltern so zu verarschen oder so, das hat eigentlich gar nichts mit Rebellion zu tun.
Es ist einfach: hey ich bin einfach so! Ich liebe das. Das ist eine Wahrheit und eine Wahrheit, ist eine Wahrheit. Dies ist eine der ersten Wahrheiten, die du über dein Leben erfährst. Ich würde fast sagen, es ist vergleichbar…Ich kann da nicht urteilen, aber ich glaube, das ist total vergleichbar mit den ersten Regungen von Leuten mit einer alternativen Sexualität. Leute die homosexuell sind oder die sich gerne festbinden lassen, solche Sachen, die nicht so klassisch sind irgendwie.
Ich glaube die erste Regung zu Heavy Metal ist etwas komplett Vergleichbares. Ich hab mich so oft mit Kumpels darüber ausgetauscht. Ok, das ist nicht mit Sex vergleichbar, versteh mich nicht falsch, aber es ist so etwas wie eine sexuelle Orientierung. Es ist so etwas Starkes, du kannst nicht dagegen tun. Du bist einfach so. Dann entdeckst du als Mensch, dass du jetzt diesen Standort für dich annehmen musst. Dann musst du der Welt sagen: okay Leute: Das bin ich! Ich zeige mich! Jetzt muss die Welt mich einfach so akzeptieren so wie ich bin.
Ja und deswegen finde ich, Metal-Musik hat die Tendenz stärkere, erwachsenere Menschen hervor zu bringen. Es geht überhaupt nicht darum, dass sie intelligenter oder interessanter oder so sind, das ist gar nicht so der Treffer. Die wichtige Sache ist, dass sie in irgendeinem Moment etwas Wichtiges über sich selbst entdeckt haben, und dazu stehen. Das ist wie ein Coming-Out. Zu Marco: Wie siehst du das? Ich vergleiche das mit der sexuellen Orientierung. Man kann ja gar nichts dagegen tun. Du spürst es einfach: Ja OK, ich bin Metaller! Genauso wie: Ich bin heterosexuell oder ich bin homosexuell…
Marco: ja das ist ein total guter Vergleich. Man spürt das einfach. Und eben auch in seinem Körper.
Alban: Es gibt sicher auch viele Teenager-Rebellen die Metal benutzen, ich glaube für Marco und mich war aber das gar nicht der Fall.
Ich wollte meine Eltern auch nicht ärgern oder verarschen, mir hat es furchtbar leid getan, dass sie so gelitten haben, aber sie finden es zum Glück inzwischen okay. Zu Anfang, da waren sie richtig erschrocken. Das wurde immer als Alarmsignal irgendwie gesehen.
Marco: Ich naja, das einzige Problem war bei mir, dass ich halt lange Haare haben wollte und das hat vor allem meinem Vater überhaupt nicht gefallen.
Die Musik war ihnen eigentlich egal, aber die langen Haare waren für meinen Vater ganz schwer und ich musste dafür sehr kämpfen.
Alban: Ja, also hier tragen ja viele Leute lange Haare, hier ist es nicht so außergewöhnlich, aber in unseren Ländern in den Neunzigern, da hiess es wirklich: Was stimmt mit dir nicht? Du Schwuchtel!… alle möglichen Beschimpfungen. Leute wollten dich verprügeln, haben dir an den Kopf gefasst… eklig? Warum kannst du nicht wie alle regelmäßig zum Friseur gehen und überhaupt total langweilig sein wie wir?
Du selbst sagst irgendwann: ja ich hab einfach keine Lust ein langweiliger Mensch zu werden. Das ist ja nicht meine Schuld, dass ich diese Musik mag.
Alban: Das Ding ist ja, je älter man wird und noch Leute trifft, die mit dieser Realität nicht klarkommen können, destso nerviger, schwieriger wird es. Ich glaube das ist vergleichbar mit einem 16-jährigen Homosexuellen. Alle sagen: Ach so, du wirst das schon „überwinden“, bestimmt wirst du deine Orientierung später wechseln…Marco ist jetzt über 40, ich bin 37 . Wenn Leute dir immer wieder die gleichen bescheuerten, kaputten Argumente, die gar keine sind, immer die gleichen dummen Sachen nach 20 Jahren und 30 Jahren sagen, nämlich dass deine Musik für Blöde ist, dass das nur eine Phase ist… du wirst darüber hinaus wachsen…ja dann verliert man seine Geduld.Und sie kennen die Musik noch nicht einmal.
Alban: … Mit 16 Jahren wollen die meisten von uns ja gerne so viel wie möglich akzeptiert werden. Solange bis man sich, seine Art gefunden hat, dann ist es scheißegal.
Katrin: Ach, das ist ja interessant, dass ihr das so rum erklärt. Ich hab immer gedacht, dass gerade dieses: „Gegen etwas sein“, gegen die Gesellschaft sein, dass es euch auch pusht. Bei Punk z.B. war das ein großer Teil der Bewegung…Einfach „Dagegen sein“ und wie die Anderen erschrocken geguckt haben. Das war auch schon total der Spaß.
Alban: Klar war das aufregend, einen Teil davon zu sein. Punk war wirklich eine massive Bewegung in diesem Sinn. Das hat die Schule geärgert, das hat die Eltern, Lehrer, Autoritäten geärgert. Metall ist auch schon so ein bisschen, etwas Ähnliches, aber der Unterschied liegt darin, dass die Punks freiwillig und mit Bock Lust hatten, die Gesellschaft zu verarschen. Für uns Metaller ist es so: Wir versuchen gar keine Probleme zu haben, aber wir kommen immer in diese Situation.
Marco: Also Metal ist mehr sozial als politisch, finde ich.
Metal spricht über die Gesellschaft unabhängig davon, was sie für Probleme hat. Es geht um Beschreibung, Gefühle, ganz verschiedene Sachen. Punk hat nur die eine Seite extrem links und anarchistisch und der Rest ist Scheiße.
Katrin: Der Unterschied ist ja auch der, dass die Musik einfach ein bisschen grottiger ist. Das Prinzip besteht ja darin, dass jeder auf die Bühne kommen kann und soll und dass es mehr um die Energie geht, als wirklich um die Musik. Punk ist sehr demokratisch, es soll auch so sein. Jede und jeder kann das machen. Es gehört Wut dazu.
Marco: Ja ,ja, aber manche Metal Bands haben auch so angefangen zum Beispiel Venom. Die konnten am Anfang gar nicht spielen. Die waren extrem Scheiße, schlimmer als die schlimmste Punkband. Venom, V E N O M. Wie Gift auf Englisch.
Ja, die Regel war einfach nur laut zu sein und wütend und mutig. Mit der Zeit ist es besser geworden.
Lustig, das war ihnen scheißegal.
Marco: Manchmal ist es einfach das: Du kannst ein besonders guter und begabter Musiker sein, aber es ist auch wichtig, dass du daran glaubst, was du machst und damit kannst du auch spielen. Du kannst überhaupt nur spielen, wenn du daran glaubst, manchmal ist es egal, ob du „gut“ bist.
Katrin: Beim Punk geht es viel um Glauben. Der Mut muss so groß sein, dass du dich traust, so Scheiße zu spielen…. Habt ihr nicht das Gefühl, dass in der Metallszene unglaublich viel Alkohol getrunken wird?
Alban: hast du nicht das Gefühl, dass in dieser Gesellschaft unheimlich viel konsumiert wird?
… Metal wurde nach einer besonderen Art von Melodien entwickelt. ..Jetzt reden wir von der Komposition! Die Benutzung von Tritonen d.h. die aufgerundete sechste. Die aufgehobene vierte, nicht fünfte. Das sind drei ganze Töne also wir sprechen von westlicher, europäischer Musik.
Du machst eine Oktave, ein Dreiklang das ist (macht es vor) und irgendwie ist dieser Klang… Tritone wurde schon im Mittelalter und auch in der Renaissance, zu Zeiten von Johann Sebastian Bach, der christlich war, verboten. Warum? Weil es irgendwie zu aufregend, irgendwie teuflisch ist.
Bach hat es auch nicht benutzt, er wollte kein Gramm von satanischer Musik oder teuflische Musik haben.
Das Ding ist ja: HardRock per se kann ja so hart wie möglich werden, aber genau wie Rockmusik basiert sie auf Bluesskalen. Metal ist aus einer Mischung von Blues, Jazz, Hippie Rock entstanden, Led Zeppelin hat schon eine ziemliche Originalmischung klassischer Musik und Hippie Rock gemacht. Dann ist Deep Purple gekommen und hat noch eine Lage klassische Musik drauf gelegt. Sie sind so ein bisschen düsterer geworden, aber ohne diese Triton zu benutzen. Und die ersten, die wirklich damit angefangen haben das öffentlich und systematisch zu benutzen, sind Black Sabbat. Das ist so deutlich, man hört einfach die Platten eine nach der anderen und schon nach den vier ersten Alben wird in fast allen Liedern dies Triton in unterschiedlicher Art und Weise benutzt.
Also das würde die Grenze zwischen Hardrock und Metal für mich besonders definieren. Hard Rock kann ja richtig doll hart und wild und auch sehr laut und brutal sein. Es gibt aber keine Metallkomponente. Wenn man also diese schwere diese Heavyness hat… das ist ja direkt vergleichbar zu Wagner. Der mochte das auch so gerne. Ja, Ja Wagner ist so eine Art Urvater von Metal. Der hatte schon so eine Metal Richtung. Oder Sachen wie die düsteren Themen von Tschaikowsky. Die sind auch mit Metal vergleichbar.
K:… 6 Stunden Parzival, das ist richtig Arbeit.
Alban: Auch der Bolero von Ravel hat starke Metalelemente. musikalisch wird es sehr von den Wartezeiten her entwickelt. Also das Gerüst war schon da. Die Zutaten haben sich geändert. Statt von einem Symphonischen Orchester, wird es von einer Blues Band mit lauten Verstärkern und vier oder fünf Leuten zusammen gespielt. Ja, das ist die Grenze für mich: das Triton.
Was auch interessant ist, dass so ungefähr 95 % vom Metal-Publikum auch sehr gerne Hardrock hört und 95 % vom Hardrock hören auch gerne Metal.
Es gibt einige Leute die gerne Metal hören aber keinen Hardrock. Die würden wohl auch gerne klassische Musik hören. Andersherum die Leute, die Hardrock gerne hören und Metal Musik gar nicht leiden können, die brauchen gar nicht erst etwas probieren, das etwas bisschen strukturell… aufwendiger, teurer ist. Also die würden dann eher klassischen Blues oder alten Rock oder so etwas bevorzugen… Funk oder so.
Katrin: Meinst du, es gibt einen Charakterunterschied zwischen diesen Gruppen von Menschen?
Alban: Also das ist extrem schwierig…. vielleicht … Ich würde nicht sagen, dass es Gruppen von Menschen gibt, die wirklich unterschiedlich sind. Also das ist eine Musik für mittelalte, männliche Personen zum Beispiel.
Marco: Naja sagen wir so. Für uns alle gilt schon, Metal ist nicht unbedingt nur ein Musikstil, es kann auch ein Lebensstil werden. Und dein Leben einigermaßen prägen.
Katrin: zu den Konzerten gehen ja ganz viele Männer.
Alban: Ja aber weniger mit der neuen Generation, die danach kommt. Jetzt ist ja die Wahrnehmung von der Musik noch total verzerrt, gekrümmt. Irgendwie ist es wirklich eine Art Musik, für die man sich viel Zeit nehmen muss. Nur um am Anfang anzufangen, das zu verstehen. Dann noch im Verhältnis zur Gesellschaft. Das ist ja noch viel komplizierter. Also nur innerhalb einer Generation ist es viel zu früh ein typisches Profil von Metal festzulegen, weißt du.
Marco: Erst wurde es die populärste Musik der Welt und danach wurde es komplett vergessen und dann ist es wieder in Mode gekommen und jetzt wieder ein bisschen weniger. Also, der Wendepunkt war 1984. Die goldene Zeit: Judas Priest, Metallica, Black Sabbath. Ja und wo sind die überhaupt jetzt heutzutage? Die meisten die heute 50 oder 60 Jahre alt sind, die hören ja gar nicht mehr diese Musik.
Katrin: Nein nein das stimmt nicht, ja die/wir?… lassen das nur nicht so raushängen vielleicht.
Gibt es so eine Art Blutschuld, Rituale?
Alban: Na, das ist halt ein Spektakel. Schon für gewöhnliche Metaller ist das gar nichts Außergewöhnliches. Also ich finde ja eher die Reaktionen komplett übertrieben. Wie gesagt, es gibt ja wirklich so einen Vielfältigkeit … Also jedermann könnte normalerweise ein Treffen mit der Metallkultur haben.
Katrin:… wenn frau jetzt so rumguckt ich hab so ein paar Sachen gesehen, die ich auch ganz schön extrem fand. Also auch kriegsverherrlichend für nichts. Also es geht um nichts, einfach nur so um Krieg. Na ja, das finde ich komplett…bescheuert.
Alban: …Macht man zum Beispiel einen Film über Kriegsgeschichte oder der sich mit Frauenfeindlichkeit beschäftigt, dann: ja Okay wird gesagt: das ist nur ein Film. Oder nur eine Malerei Wenn es Metal ist, dann ist es böse, aber wieso? Man darf doch in der Kunst nicht nur die angenehmen Themen ansprechen!
Nur weil es immer schön klingen oder schön aussehen soll? Also das Ding ist ja: wenn wir das nicht in der Kunst machen, wieso dann überhaupt Kunst machen? Und wenn man das schon mit der Deutschen Gesellschaft und Geschichte vergleichen muss, dann hat Adolf Hitler mit seiner Malerei überhaupt keine Politik gemacht. Und es wäre toll, wenn er dabei geblieben wäre.